Ein Faible fürs Herz – Die Bildgebung in der Kardiologie

Neben der Kardiologie und der Herzchirurgie stellt die Radiologie eine weitere Säule moderner Herzmedizin dar. Professor Dr. med. Matthias Gutberlet, Leiter der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie an der Universität Leipzig – Herzzentrum Leipzig, zur Bildgebung des Herzens.

Wie sind Sie zur kardiologischen Radiologie gekommen?

Der Weg verlief bei mir zunächst über die Kardiologie, die mich mit in ihren verschiedenen, teilweise sehr komplexen morphologischen und funktionellen Facetten schon während meines Studiums fasziniert hat.

Ich habe in meiner ersten klinischen Zeit am Deutschen Herzzentrum in Berlin gearbeitet, aber schon damals während einer Rotation in der Echokardiographie den Gedanken gehegt, mich verstärkt der nicht-invasiven kardiovaskulären Bildgebung zu widmen. In kaum einem anderen Fach der Medizin spielt die Bildgebung sowohl bei der Diagnose, als auch bei der Therapie eine so herausragende Rolle wie in der Kardiologie. Und so habe ich nach meiner klinischen Zeit den Weg zur Radiologie gefunden.

Ist Ihnen die Entscheidung, nicht Kardiologe zu werden, schwer gefallen?

Nein, da die Fächergrenzen aufgrund technischer Entwicklungen sowieso zwischen allen Gebieten der Medizin mehr und mehr verwischen. Da mich schon während meines Studiums, trotz eines gewissen Faibles für das Herz, alle Facetten der Medizin interessierten, kommt mir das Querschnittsfach Radiologie sogar sehr entgegen. Außerdem liegt mir die visuelle Orientierung und die Fokussierung auf das räumliche Vorstellungsvermögen in der Radiologie sehr.


Was sind aus Ihrer Sicht die Meilensteine der kardiologischen Radiologie?

Seit etwa zwanzig Jahren können wir mit der MRT die Funktion des Herzens darstellen. Die MRT stellt zur Zeit den nicht-invasiven Goldstandard für die volumetrische und funktionelle Analyse des Herzens dar. Ein zweiter Durchbruch in der kardiologischen Diagnostik mittels der MRT gelang in den vergangen zehn Jahren durch die Möglichkeit, eine detaillierte Gewebecharakterisierung des Myokards vorzunehmen, Entzündungen nachzuweisen und die Vitalität des Herzgewebes analysieren zu können.

Die Computertomografie des Herzens hat in den letzten 10 Jahren ebenfalls immense Fortschritte gemacht und ermöglicht vor allem eine gute und schnelle morphologische Diagnostik, insbesondere der Koronararterien.

Wenn Sie noch weiter zurückgehen in der Geschichte der Herzdiagnostik, dann ist auch der Herzkatheter ursprünglich eine gemeinsame Entwicklung von Radiologen und Kardiologen gewesen.

Welche Trends werden die Zukunft der kardiologischen Bildgebung bestimmen?

Die nicht-invasive, bildgebende Herzdiagnostik wird weiter an Bedeutung gegenüber der invasiven Herzkatheterisierung gewinnen. Heute werden noch ca. 60 Prozent aller Herzkatheter nur zur diagnostischen Abklärung durchgeführt, ohne dass sich eine therapeutische Intervention anschließt. Die Herzkatheteruntersuchung ist nicht vollständig risikofrei und teurer als die nicht-invasiven Verfahren.

Das konkurrierende Verfahren, die CT der Koronararterien, geht aber zur Zeit noch mit einer höheren Strahlenexposition einher. Das heißt, ein vermehrter Einsatz der strahlungsfreien MRT und eine verbesserte, strahlungsärmere CT-Technik wären wünschenswert und ist mit den Geräten der neuesten Generation bereits bei vielen Patienten zu verwirklichen.

Ein anderer großer Trend ist das Zusammenwachsen der Bildgebungsverfahren, z.B. in der PET-CT und der MR-PET mit einer höheren diagnostischen Genauigkeit, die eine gute morphologische mit einer verbesserten funktionellen Analyse verbinden.

Was raten Sie einem jungen Arzt, der sich für die Bildgebung des Herzens interessiert?

Grundsätzlich sollte sich jeder Interessierte auch von klinischer Seite mit dem Herzen beschäftigen, also Erfahrungen in der Kardiologie, Kinderkardiologie und der Herzchirurgie sammeln. Als Weiterbildungsstätte sollte man ein Institut mit einer großen Bandbreite an Modalitäten wählen. Das heißt nicht nur MRT und CT, sondern auch nuklearmedizinische Methoden, weil die Methoden in den Hybridtechniken zusammenwachsen und die Grenzen der Fächer im kardiologischen Bereich durchlässiger werden.

Wichtig ist auch eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit, in der Kardiologen, Kinderkardiologen, Herzchirurgen und Radiologen eng vernetzt kooperieren. Wir Radiologen fungieren als Dienstleister der klinischen Kollegen, stehen aber aufgrund unserer minimal-invasiven Therapieangebote auch in einer Wettbewerbssituation mit diesen. Letztlich ergänzen sich aber alle Fächer.