Radiologen – Alleskönner und Spezialisten

Warum sollte eine junge Ärztin, ein junger Arzt die bildgebende Disziplin Radiologie für die Facharztweiterbildung wählen? – „Weil er oder sie hier mittendrin steht im klinischen Geschehen”, sagt Professor Dr. med. Ulrich Mödder, Ordinarius für Radiologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und nunmehr im Ruhestand. Und weil es kaum einen schwerkranken Patienten gibt, zu dessen Behandlung der Radiologe nicht einen wichtigen Beitrag leisten würde.

Der Facharzt für Radiologie ist eine breite Straße in der medizinischen Landschaft. In den organbezogenen, spezialisierten Fächern und in der Allgemeinradiologie werden die gleichen Großgeräte – die Computertomographen, Magnetresonanztomographen, digitale Subtraktionsangiographen – sowie die gleichen Verfahren und Methoden genutzt. Diese Basis eröffnet dem angehenden Radiologen das breite Spektrum der gesamten klinischen Medizin. Er lernt viele Patienten und viele Krankheitsbilder kennen.

Bei allem allgemeinen Anspruch, den die Radiologie in der Klinik erhebt (und der von ihr auch gefordert wird), besticht unser Fach doch durch eine Vielzahl an Spezialisierungsmöglichkeiten. Auch hierin liegt ein großes Potenzial. Denn je kompetenter der Radiologe in einem Teilgebiet auftritt, umso stärker wird er als Ansprechpartner für Vertreter anderer Fächer wahrgenommen und geschätzt.

Der Neuroradiologe ist hierfür ein gutes Beispiel. An den Schnittstellen von Neurochirurgie, Neurologie und Psychiatrie ist er ein unverzichtbares Glied der Versorgungskette.

Schließlich gibt es im jüngsten Zweig unseres Faches die Chance zur breit aufgestellten radiologischen Arbeit. Die Rede ist von der Interventionellen Radiologie, wo der Radiologe vom Diagnostiker zum (minimal-invasiven) Therapeuten wird. Eine Organspezifizierung wäre hier nicht sinnvoll, denn interventionell therapiert wird in der Lunge, der Leber, den Nieren, im Skelettsystem, im Uterus und vor allem im Gefäßsystem des ganzen Körpers. Die Interventionelle Radiologie ist ein Querschnittsfach innerhalb des Querschnittsfachs Radiologie. Sie trägt nicht nur dem ärztlichen Bedürfnis Rechnung, Patienten auch zu therapieren, sondern sie öffnet auch den Zugang auf das weite Feld der minimalinvasiven Medizin.

Spezialisierung ist wichtig, sie ist unabdingbar und sie ist das gewünschte Ergebnis des medizinischen Fortschritts. Die Radiologie ist selbst ein Motor dieses Fortschritts. Spezialisierungsmöglichkeiten bestehen an vielen Stellen. Die Radiologie ist deshalb nicht nur eine breite Straße, sie bietet auch vielfältige Abzweigungen. In der Radiologie steht die Spezialisierung nicht am Anfang der fachärztlichen Karriere, sondern sie kann sich im Laufe eines Berufslebens entwickeln – gespeist aus dem großen Fundus an Wissen, Können und Erfahrung, den unser Fach vermittelt.