PJ in der Schweiz

Bewerbung und Vorbereitung

Den Entschluss, für ein Tertial während meines PJs in die Schweiz zu gehen, habe ich schon von ungefähr eineinhalb Jahren getroffen. Aber warum die Schweiz?

Es gibt mehrere Antworten darauf. Die wesentlich bessere Bezahlung im Gegensatz zu Deutschland ist nur eine davon. Außerdem bietet diese Art von Auslandstertial die Möglichkeit, ein anderes Gesundheitssystem kennenzulernen und gleichzeitig halbwegs deutschsprachig zu bleiben. Besonders für Studenten ist es auch attraktiv, in die Schweiz zu gehen, da sie dort eine Anstellung als Unterassistenten bekommen, bezahlt werden und ein „richtiger“ Teil des Teams sind. Je nach Fachbereich fallen ihnen bestimmte Aufgaben zu, und Rufdienste gehören zur Tagesordnung. Das allgemeine Teaching wird immer sehr gelobt, denn die anfänglich zwar etwas abschreckende Masse der Aufgaben birgt auch die Möglichkeit, viel zu lernen.

Ich beschloss also, mich in der Schweiz zu bewerben. Die zweite Frage war nun: Für welches Tertial? Meine Wahl fiel schnell auf die Radiologie, da ich so noch einmal die Möglichkeit hatte, in einem anderen Land Einblicke in die Arbeitsweise in diesem speziellen Fachbereich zu bekommen.

Ich wollte mich also in der Schweiz für ein Radiologietertial bewerben. Aber wie macht man das und was braucht man alles dafür? Ich informierte mich auf verschiedenen Internetseiten, wie z.B. Via medici (www.thieme.de/viamedici/) und Doccheck (www.doccheck.com/de/), und fand folgendes heraus: Es muss eine vollständige schriftliche Bewerbung aufgesetzt werden, und im Falle einer Zusage ist noch einiges zu erledigen!

So weit, so gut. Eine Bewerbung inklusive aller Unterlagen wie Foto, Lebenslauf und Unterschrift musste verfasst bzw. für die E-Mail-Bewerbung eingescannt werden. Das Schreiben der Bewerbung gestaltete sich als nicht so trivial, möchte man sich doch im besten Lichte darstellen, um die eigenen Chancen zu steigern. Irgendwann war ich dennoch mit dem Ergebnis zufrieden. Nun war natürlich noch herauszufinden, welche deutschsprachigen Städte in der Schweiz überhaupt vom Landesprüfungsamt (LPA) für ein Auslandstertial anerkannt werden. Die Liste alle anerkannten Krankenhäuser weltweit fand ich auf der Internetseite des LPA, darunter auch die Städte in der Schweiz. Ich wählte zehn Häuser aus und recherchierte die Mailadressen der radiologischen Institute an den jeweiligen Krankenhäusern. Wie gut, dass es das Internet gibt! So manche Recherche hat es mir vereinfacht. Trotzdem bringt so ein Auslandtertial natürlich wesentlich mehr Aufwand mit sich als ein PJ in Deutschland. In Deutschland muss man sich keine Gedanken um eine schriftliche Bewerbung machen, denn einen Platz bekommt man in jedem Fall: Ob man nun wählen kann, zugelost wird oder anders eingeteilt wird. Ich ließ mich trotzdem nicht abschrecken und schickte meine Bewerbungen los.

Nun begann das Warten. Doch lange brauchte ich mich zum Glück nicht zu gedulden: Schon nach etwa einer Woche hatte ich einige Absagen, aber auch ein paar Zusagen! Nach zwei Wochen Bedenkzeit entschied ich mich, die Zusage aus Aarau anzunehmen. Natürlich freute ich mich riesig, dass es geklappt hatte, und musste bis zum Startschuss jetzt nur noch ein gutes Jahr abwarten.

Es ist wirklich empfehlenswert, sich möglichst früh zu bewerben, da die Stellen begehrt sind – vor allem in der Chirurgie und der Inneren Medizin. Für die Radiologie bewerben sich nicht ganz so viele Studenten, so dass ich hier klare Vorteile hatte. Dennoch gibt es ja auch immer noch die Studenten aus der Schweiz, und diese werden bevorzugt behandelt. Man sollte sich also am besten etwa ein Jahr im Voraus bewerben. Natürlich kann man auch auf eine kurzfristige Zusage hoffen, denn es treten immer mal wieder Studenten kurzfristig zurück.

Darüber jedenfalls brauchte ich mir nun keine Gedanken mehr machen, und ich freute mich schon sehr auf die Schweiz und das nahe Zürich gelegene Aarau. Ein paar formelle Dinge mussten allerdings noch erledigt werden: Zum einen muss für ein Tertial in der Schweiz geklärt werden, inwieweit die eigene Krankenversicherungdie Schweiz mit abdeckt. Zum anderen ist wichtig, dass man eine Berufshaftpflichtversicherungabschließt. Bisher musste ich mich darum nicht kümmern, da man in Deutschland in der Regel bei allem, was man im Krankenhaus macht, über das Lehrkrankenhaus versichert ist. In der Schweiz muss man sich jedoch selbst versichern. Allerdings gibt es für Studenten, die Mitglied im Marburger Bund sind (kostenlos), die Möglichkeit, dort eine solche Versicherung für das PJ abzuschließen. Der Bund bezahlt dann den Beitrag und es entstehen einem in diesem Bereich somit keine Unkosten. Des Weiteren muss man wissen, dass man am Ende des Tertials unbedingt eine Äquivalenzbescheinigung der Schweizer Uni benötigt, d.h. eine Bescheinigung darüber, dass man in der Gaststadt den Studentenstatus inne hatte. Diese ist wichtig, damit das Tertial später auch anerkannt wird - wo was anerkannt wird, erfährt man bei dem jeweiligen LPA.

Nachdem ich all diese Punkte erledigt hatte, war nur noch mein Arbeitsvertragzu unterschreiben. Um die nötige Aufenthaltsbewilligung, Anmeldung beim Finanzamt und die Beantragung einer AHV-Nummer – das ist eine Art Sozialversicherung – hat sich mein Arbeitgeber gekümmert. Mir wurde alles zugeschickt, ich habe die Unterlagen ausgefüllt und zurückgeschickt – fertig! Sogar ein Zimmer wurde für mich reserviert. Die meisten Krankenhäuser bieten ein Zimmer im Personalwohnheim an, und das ist sicherlich auch die günstigste Variante dort zu wohnen. Die Miete wird dann im Verlauf vom Gehalt abgezogen.

Nun war alles vorbereitet. Meine Vorfreude auf die Schweiz wuchs mit jedem Monat, mit dem meine Abreise näher rückte…

Ankommen und Loslegen

Endlich konnte es losgehen: Packen und ab mit dem Auto nach Aarau! Nun bin ich schon vier Wochen hier und habe viel erlebt. In meinem ca. 13 qm großen kleinen Zimmer im Personalwohnheim ist im Grunde alles Wichtige vorhanden: ein Bett, ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch, ein Schreibtischstuhl, ein Sessel, ein Clubtisch, ein Regal und ein Waschbecken. Auf jedem Flur gibt es ein Gemeinschaftszimmer, Duschen, Toiletten und eine kleine Küche. Es ist ungewohnt, aber absolut zweckmäßig und man kann gut vier Monate zurechtkommen. Ich fühle mich hier schon ganz wohl. Das Krankenhaus liegt direkt am Bahnhof, und dort beginnt auch schon die Innenstadt, so dass die Läden für den täglichen Bedarf in unmittelbarer Nähe liegen.

Nun zum wichtigsten: die Arbeit! Ich wurde sehr freundlich begrüßt und ins Team integriert. Es ist erstaunlich, aber die meisten der Assistenten hier kommen aus Deutschland. Viele haben in der Schweiz ihr PJ absolviert und wollten dann hier arbeiten, weil ihnen das Arbeitsklima so gut gefällt. Es stellte sich heraus, dass es für mich ein Vorteil war, dass deutsche Kollegen mit dabei waren, denn das Schweizerdeutsch ist erst einmal nicht besonders leicht zu verstehen! Mittlerweile verstehe ich natürlich auch die Schweizer Kollegen, aber anfangs musste ich oft nachfragen oder verstand einfach nicht, was von mir verlangt wurde. PD Dr. Haueisen ist für mich zuständig und teilte mich zuerst dem konventionellen Röntgen, dem so genannten Befundungsflur zu. Dort werden Thoraxes, Knochen und Durchleuchtungen befundet. Er erzählte mir, es sei ungewöhnlich, dass Studenten so lange in der Radiologie seien. Ich würde in der Zeit, die ich dort sei, durch die verschiedenen Bereiche rotieren. Zuerst sollte ich also einen Monat im Befundraum zusehen und auch selber Befunde diktieren. Im Anschluss daran würde ich ins CT kommen. Nun war ich erst einmal im Befundungsflur und es war sehr interessant.

Kantonsspital Aarau Eingang

Das Krankenhaus ist ein Kantonspital und daher relativ groß. Die Radiologische Abteilung hier steht einem Haus der Maximalversorgung um nichts nach und die Assistenten dürfen vieles selber machen. Somit war es für alle klar, dass ich schon nach knapp einer Woche selber Befunde diktieren sollte. Ich schaute in der ersten Woche zu und eignete mir Formulierungen an, danach begann ich Bilder zu befunden und diese, bevor ich sie diktierte, mit dem Oberarzt zu besprechen. Bei den Besprechungen lernte ich sehr viel. Es ist nicht immer einfach, Überlagerungen und Artefakte von wirklichen Pathologien zu unterscheiden, aber der Oberarzt gab mir Tipps und machte mich auf Techniken aufmerksam, wie man ein Bild richtig beurteilt. Es machte sehr viel Spaß und ich habe in dieser Zeit knapp 200 Befunde selber diktiert.

Im Befundungsflur habe ich gelernt, Bilder systematisch anzuschauen ohne etwas zu vergessen. Ich habe ein Gespür dafür bekommen, wie Bildeindrücke interpretiert werden und wie man Pathologien von Artefakten unterscheidet. Alle waren sehr bemüht mir etwas beizubringen. Diese Einstellung ist der Grundtenor in der ganzen Abteilung. Die Assistenten machen die Punktion und Durchleuchtungen selber um möglichst früh diese Fertigkeiten zu trainieren. Es ist immer ein Oberarzt in der Nähe um zu helfen, aber die Assistenten werden schon früh zur selbstständigen Durchführung von Interventionen herangeführt. Das Arbeitsklima ist insgesamt sehr entspannt. Die Arbeit beginnt um 8 Uhr, und um 12 Uhr gehen alle gemeinsam zum Mittagessen – bis auf eine/n, der für den Mittagsdienst in der Abteilung bleibt. Anschließend findet um 12:45 Uhr ein 30 minütiges Assistenten-Teaching statt. Hier können alle (auch Assistenten) die Assistenten anhand von Fällen, die besonders eindrücklich oder auch schwierig sind, unterrichten. Hierbei steht der Lerneffekt der Assistenten im Vordergrund, es geht nicht um eine Prüfung.

Mittwochs gibt es in der Zeit, die sonst für das Assistenten-Teaching vorgesehen ist, eine Fortbildung, die sowohl für die Ärzte als auch für die MTRAs ausgelegt ist. Es werden Themen wie „Überkopfverletzungen“ oder „Leave alone lesions“ besprochen. Donnerstags findet ein Studenten-Teaching statt und freitags halten die Radiologen kurze Vorträge im Kreis der Kollegen. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Lehrauftrag hier sehr ernst genommen wird und jeder bemüht ist, dem anderen etwas beizubringen. Ich habe bisher viel gelernt und bin sicher, dass ich auch im nächsten Monat im CT viel lernen werde!

CT und Kinderradiologie - Mitten drin statt nur dabei

Die Zeit im CT brachte mir sehr viel. Ich wiederholte die gesamte Anatomie und ordnete sie den Schnittbildern zu. Es war nicht immer leicht daran zu denken, dass diese Bilder eine Aufsicht von unten auf den Patienten darstellen – daher sind rechts und links auf den Bildern genau andersherum. Schon nach einer Woche durfte ich eigene Befunde diktieren. Motiviert machte ich mich ans Werk! Vor allem, da das selbstständige Diktieren für Studenten in Deutschland nicht die Regel ist. Hier aber bekam ich die Möglichkeit, richtig mitzuarbeiten.

Anfänglich war es sehr schwer, die richtigen Worte zu finden, aber nach und nach fand ich heraus, wie Normalbefunde und auch pathologische Aspekte diktiert wurden. Hierbei halfen mir sowohl die Assistenten als auch die zuständigen Oberärzte. Bei der Befundung eines CTs ist es besonders wichtig systematisch vorzugehen. Man sollte sich ein Schema zurechtlegen und immer diese Reihenfolge beibehalten, so ist die Wahrscheinlichkeit gering, etwas zu vergessen. Es wird alles beurteilt, ob normal oder pathologisch. Hierbei stösst man immer wieder auf Nebenbefunde, die im Verlauf vielleicht doch noch relevant werden können.

In der täglichen Routine werden viele onkologische Verlaufskontrollen gefahren. Diese Fälle empfand ich als sehr spannend, da es darauf ankam, genau zu beurteilen, ob eine Metastase sich vergrössert hat oder sogar neue hinzugekommen sind. Ich gab mir Mühe die im Vorbefund gemessenen Stellen genau aufzusuchen und ebenfalls auszumessen. Später besprach ich die Bilder und meine Einschätzung dazu mit dem zuständigen Oberarzt. Am Ende konnte ich meine Befunde selber diktieren und abschicken. Ich habe mich sehr gefreut, so selbstständig arbeiten zu dürfen. Ich konnte so den Assistenten ein bisschen Arbeit abnehmen und lernte enorm viel dabei. Hier musste ich nicht nur die Interpretation der Bilder lernen, sondern auch den Umgang mit der Technik. Es ist nicht trivial, die PC-Programme zu bedienen und die richtigen Tools anzuwenden, um Pathologien auszumessen oder zu fotografieren. In der Schweiz wird man als Unterassistentin angestellt und somit wird auch erwartet, dass man soweit wie möglich mithilft. In Deutschland hingegen ist man öfter nur der Student, der daneben sitzt und zuschaut.

Im folgenden Monat durfte ich zwei Wochen in der Neuroradiologie zusehen. Ich bekam ausserdem die Möglichkeit bei Angiografien dabei zu sein. Hier geht es in der Regel um die Darstellungen von Aneurysmata und der begleitenden Behandlung. Es ist erstaunlich wie lange eine solche Behandlung dauern kann. Ein Coiling eines Aneurysmas ist von dessen Grösse abhängig und dauert bis zu 4 Stunden, eine diagnostische Darstellung der Hirngefäße dauert nur ca. 2 Stunden. Ich wiederholte erneut viel Anatomie und lernte, dass das Wissen um die Gefässverläufe sehr wichtig ist.

das Wartezimmer der Kinderradiologie Kinderradiologie

Den Rest des Monats verbrachte ich mit Hüft- und Hirn-Sonos bei Neugeborenen. In der Kinderradiologie hat man viel Patientenkontakt: Die kleinen Patienten sind sehr anspruchsvoll und meistens nicht besonders begeistert von der Untersuchung. Man muss neben der Untersuchung noch versuchen, die Kinder zu beruhigen oder abzulenken. Wenn die Kinder alt genug waren, bekamen sie am Ende immer einen bunten Ballon, der mit Helium gefüllt wurde. Das Spektrum ging vom Neugeborenen Hüft- und Hirn-Schall über Miktionsurografien bei rezidivierenden Harnwegsinfekten bis onkologische Nachkontrollen.

Kinderradiologie ist eine ganz eigene Welt. Hier muss man ein grosses Einfühlungsvermögen sowohl für das Kind als auch für die beunruhigten Eltern haben. Ausserdem ist auch die Befundung der konventionellen Bilder nicht einfach. Die Knochen sind noch nicht so weit entwickelt und es kommen spezielle Frakturen vor. Des Weiteren muss man beachten, dass bis zu bis zum Beginn der Pubertät der Thymus in der Thorax-Aufnahme sichtbar sein kann. Erst mit Beginn der Pubertät bildet er sich zurück und es bleibt ein Restkörper übrig. Ich bin froh die Chance gehabt zu haben, einmal einen Einblick in die Kinderradiologie zu bekommen.

Nun ist die Zeit auch schon fast vorüber und ich habe noch die Möglichkeit, eine ganze Woche Nachtdienst zu machen. Auch das gehört zum Arbeitsalltag dazu und gibt mir die Chance, ein etwas anderes Untersuchungsspektrum zu erleben. Denn hier geht es um Notfälle wie Schlaganfälle, Lungenembolien und vieles mehr. Ich bin gespannt, was mich erwartet und ob ich sieben Nächte durchhalte. Die Belastung ist hoch und die Umstellung des Tag-/Nachtrhythmus ist nicht so einfach. Gegen Ende meines Radiologie-Tertials ist es aber dennoch wahrscheinlich eine wichtige und gute Erfahrung.

Fazit oder: Es hat sich gelohnt!

Die vier Monate in der Schweiz vergingen viel zu schnell. Mittlerweile bin ich wieder in Deutschland angekommen und versuche, mich an die deutsche Arbeitsweise zu gewöhnen.

Meine Zeit in der Schweiz war eine wertvolle Zeit, die ich nicht missen möchte. Der Aufwand und die nötige Organisation im Vorfeld hat sich bei Weitem gelohnt! Im Nachhinein betrachtet war die Bewerbung gut zu schaffen und mit ein bisschen Organisation ließen sich alle wichtigen Dokumente im Vorfeld besorgen.

Rückblickend kann ich sagen, dass es besonders wichtig ist, offen in das Auslandstertial zu starten. Nur so kann man den besten Nutzen aus dem Aufenthalt ziehen. Zum einen muss man sich bewusst machen, dass es sich um ein anderes Land, eine andere Kultur und eine andere Lebensweise der Menschen dort handelt. Besonders gilt das auch für die deutschsprachige Schweiz, die vermeintliche Ähnlichkeit suggeriert. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass hier niemand Hochdeutsch spricht, sondern Schweizer-Deutsch. Viele gehen mit der Erwartung in die Schweiz, man würde ganz selbstverständlich verstanden und könnte sich auch ungezwungen auf Hochdeutsch unterhalten. Das stimmt nicht. Die Schweizer verstehen das Hochdeutsch natürlich und sprechen es auch, aber in der Regel ist ihr Schweizer-Deutsch für unsere Ohren gewöhnungsbedürftig und man muss sich erst „einhören“.

Des Weiteren sind auch die Sitten und Umgangsformen andere als in Deutschland. Vielfach sind die Schweizer sehr offen (in der Abteilung duzten sich z.B fast alle), aber an anderen Stellen können die Schweizer auch eigen sein. Sie haben einen anderen Sinn für Humor, und die deutsche Ironie trifft dort nicht immer auf das gleiche Verständnis wie hier. Das alles ist aber auch nicht weiter verwunderlich, denn in jeder anderen Kultur würde man schließlich auch erwarten, dass die Menschen anders sind und einen anderen Humor haben.

Abgesehen von den Menschen unterscheidet sich natürlich auch die Landschaft von der meiner Heimat. So bin ich etwa in der ganzen Zeit mit den Bergen und dem damit verbundenen „Engegefühl“ nicht richtig warm geworden, aber meiner Meinung nach war das auch eher nebensächlich. Ich war bemüht trotzdem das Beste aus der Situation zu machen und habe viele Städte besucht. Die Städte in der Schweiz sind sehr sehenswert und leicht mit der Bahn zu erreichen. Die Wochenenden kann man von Aarau aus gut in der Umgebung und den umliegenden Städten verbringen. Besonders für Bergliebhaber bietet die Schweiz im Sommer die Möglichkeit zum Wandern und im Winter natürlich zum Skilaufen.

Das wichtigste aber war meine Zeit in der radiologischen Abteilung des Kantonspitals Aarau. Ich würde es zu jeder Zeit wiederholen! Ich habe dort so viel gelernt, wie ich wahrscheinlich in einem deutschen Lehrkrankenhaus in vier Monaten nicht getan hätte. Die Möglichkeit selber zu diktieren und selbstständig Befunde zu entwickeln war eine wertvolle Erfahrung und wird mir in meiner weiteren beruflichen Laufbahn sicherlich sehr weiterhelfen. Das breite Spektrum an Untersuchungen und auch die invasiven Verfahren, die dort durchgeführt werden, vermitteln ein umfassendes Bild des Faches Radiologie.

Besonders auch für Studenten, die vorher im Studium weniger mit dem Fach Radiologie in Kontakt gekommen sind, ist es lohnenswert und bietet einen guten Überblick. Man bekommt einen hervorragenden Einblick in die Arbeitsweisen, die Systematik der Befundung und auch in das Interpretieren von Bildern.

Mein Fazit: Ich kann es jedem empfehlen ein Auslandstertial in der Schweiz zu machen. Die Erfahrung, länger in einem anderen Land zu leben und dort auch richtig ins Team integriert zu werden, sollte jeder einmal gemacht haben. Selbstständiges, verantwortungsvolles Arbeiten mit eigenen Aufgaben wird in der Schweiz erwartet und stärkt das Gefühl, richtig mitarbeiten zu können. Die Ausbildung dort ist umfassend und eine gute Vorbereitung auf das Examen und darüber hinaus auch auf das spätere Arbeitsleben.